- Liebe Frau Eibel, bevor wir über die Zukunft reden, würden wir gerne etwas über Ihre Gegenwart wissen. Sie sind Gründerin der Werbeagentur M-Effekt in Fürstenfeld. Was ist das Besondere an Ihrer Agentur, aus welchen Branchen kommen die meisten Ihrer Kunden und mit welchen Themen beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Agentur vorrangig?
Das Besondere am M-Effekt ist mit Sicherheit unser ganzheitlicher Ansatz. Wir suchen immer allumfassende Lösungen mit Weitblick – das heißt wir begleiten unsere Kund:innen von der Idee über die Strategie bis hin zur tatkräftigen Unterstützung bei der Umsetzung.
Was die Branchen betrifft, haben wir natürlich sehr viel Tourismus-Knowhow zu bieten – ich selbst habe ja auch jahrelang Hotels geleitet. Da liegt es nahe, dass wir als Agentur viele tourismusnahe Betriebe betreuen, sowohl regional als auch überregional, denn als Teil der Hotelmarketing Gruppe sind wir im gesamten deutschsprachigen Raum tätig. Hier in der Region unterstützen wir aber auch viele kleinere Betriebe – wie etwa Winzer:innen – zum Beispiel im Bereich Verpackungsdesign oder Websites.
Das wichtigste Thema für uns ist zurzeit Onlinemarketing. Besonders im strategischen Marketing bringt diese Entwicklung sehr spannende Möglichkeiten mit sich. Plötzlich sind alle Inhalte exakt messbar und wir können zielgenau Content für spezifische Zielgruppen produzieren.
- Dass wir uns momentan in einer Zeit von großen Umbrüchen leben, ist nicht zu leugnen, egal ob es gesellschaftliche Werte, unser Wirtschaftssystem oder unseren Umgang mit unserer Umwelt betrifft. Die Menschen suchen überall nach neuen Lösungen. Wie schaut das im Tourismusmarketing und im Kreativbereich aus? Für welche Zukunftsthemen Ihrer Kunden suchen Sie Lösungen?
Die Zukunft unserer Branche bewegt sich immer mehr in Richtung Onlinebereich. Das darf man aber auf keinen Fall als Widerspruch zu persönlichen Beziehungen sehen – im Gegenteil. Der große Zukunftstrend heißt Resonanz Tourismus. Es geht also darum, mit Menschen in Beziehung zu treten, aber auch den Einklang zwischen Regionalität, Authentizität und Natur zu finden.
- Schauen Sie eigentlich stets positiv in die Zukunft, Frau Eibel?
Diese Frage kann ich mit einem großen JA beantworten. Meine Lebenseinstellung war und ist immer positiv, das liegt in meinem Gemüt. Ich versuche stets, Lösungen zu finden und – glauben Sie mir – ich finde auch immer Lösungen. Wahrscheinlich ist das mein großes Erfolgsrezept.
- Eine der Hauptaufgaben einer Marketingagentur ist es, den Kunden durch die richtigen Strategien und Maßnahmen, in Ihrem Fall M-Effekte, zu Wachstum, vor allem wirtschaftlichen Wachstum zu verhelfen. Aber Wachstum forever? – Wie stehen Sie dazu, ist das möglich? Und geht es noch ohne Nachhaltigkeit, kann man sie noch ausklammern, kann man sich das leisten?
Ich halte Wachstum für sehr wichtig, allerdings definiert sich Wachstum für mich nicht nur durch Quantität, sondern vor allem durch Qualität. Wachstum heißt für mich, besser und wirtschaftlicher zu werden, nicht einfach nur größer. Hierbei spielt die richtige Positionierung eine große Rolle
. Früher wurden Hotels daran gemessen, wer den schönsten Pool oder die meisten Saunen hatte, heute geht es um Kreativität und Ehrlichkeit. Und ja, ohne ehrliche Nachhaltigkeit wird das in Zukunft nicht funktionieren. Hier ist aber noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Zum Beispiel frage ich mich oft, warum bei uns so viel Prosecco betrunken wird, mit einer Selbstverständlichkeit und ohne darüber nachzudenken, dass wir zahlreiche regionale Alternativen in bester Qualität anbieten könnten.
- Ein großer Teil Ihrer Kunden kommt aus dem touristischen Bereich. Mittlerweile muss man als Hotel- oder Restaurantbetrieb Marketing nicht nur für die Gästegewinnung einsetzen, sondern auch um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen.
Der Tourismus hat ein ernsthaftes Imageproblem, wenn es darum geht, Menschen für den Beruf zu gewinnen. Das spüren auch wir als Schule. Wie glauben Sie, als Marketingexpertin, sollte man junge Menschen ansprechen, um sie wieder für diese großartige, bunte und kreative Branche zu begeistern?
Es stimmt, Employer Branding ist nicht nur in der Tourismusbranche ein wichtiger Bestandteil des Marketings geworden. Aber natürlich hat vor allem die Gastronomie mit ihrem Image zu kämpfen. Hier braucht es zum einen branchenweite Imagekampagnen, welche die schönen Seiten des Berufs wieder aufzeigen. Zum anderen braucht es aber auch ein Umdenken in den einzelnen Betrieben, welches zum Teil bereits stattfindet. Arbeitgeber:innen müssen flexibel sein und individuelle Lösungen anbieten. Dabei sehe ich die Arbeitszeiten nur als Randthema. Wenn ein Unternehmen sich ehrlich um das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter:innen kümmert, interessante Benefits bietet und echter Zusammenhalt gelebt wird – und zwar das ganze Jahr über, nicht nur wenn gerade Mitarbeiter:innen gesucht werden – dann wird dieses Unternehmen auch immer gute, motivierte Mitarbeiter:innen finden. Davon bin ich überzeugt.
- Corona hat den Tourismus in seinem Fundament erschüttert, Probleme mit denen der Tourismus schon vorher zu kämpfen hatte, sind sichtbarer geworden.
Was glauben Sie werden die größten Herausforderungen neben dem Mitarbeitermangel sein, denen sich die Branche in den nächsten Jahren, vor allem bei uns in der Region, stellen muss?
Ich glaube, in vielen Fällen mangelt es an einer konkreten Positionierung. Dabei fehlt es den Betrieben oft an Mut, sich gezielt auf einzelne Zielgruppen zu spezialisieren. Ich denke, in Zukunft wird das mehr und mehr nötig sein, gemeinsam mit einer stärkeren Internationalisierung. Denn zurzeit fischen fast alle im selben Markt, das kann sich irgendwann nicht mehr ausgehen.
- Bevor wir zum Schluss kommen, noch ein Themawechsel. Man sagt ja, the future is female. Sie verkörpern das, was man unter einer erfolgreichen Powerfrau versteht, doch das war sicher harte Arbeit. Sie haben als Restaurantkauffrau begonnen und sind mit viel Einsatz, Mut, Leidenschaft und Hirnschmalz die Karriereleiter nach oben geklettert. Das ist nicht selbstverständlich, schon gar nicht als Frau, und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern. Was glauben Sie, muss passieren, damit weibliche Erfolgsgeschichten wie die Ihre keine Ausnahmen mehr sind?
Wenn ich das wüsste 😉. Es steht außer Frage, dass vor allem bei uns am Land das Kinderbetreuungsangebot bei weitem nicht ausreichend ist. Damit ist es aber noch lange nicht getan. Denn damit sich wirklich etwas ändert, muss in vielen Bereichen ein Umdenken passieren – gesellschaftlich, in den Köpfen der Unternehmer:innen, aber auch bei den Arbeitnehmer:innen selbst. Es braucht selbstbewusste Frauen, die wissen was sie draufhaben und das auch zeigen wollen. Es braucht mutige Männer, die Verantwortung in der Kindererziehung übernehmen und sich von erfolgreichen Frauen nicht bedroht fühlen. Und es braucht offene Betriebe, die jungen Frauen – ganz egal ob Mütter oder nicht – eine Chance geben. Ich persönlich habe damit immer gute Erfahrungen gemacht, deshalb ist die Frauenquote beim M-Effekt auch überdurchschnittlich hoch.
- Was würden Sie den jungen Menschen raten, wie sie ihre Karriereplanung angehen sollten und wie sie es schaffen, positiv in die Zukunft zu schauen und diese zu meistern?
Think outside the box! Fast nichts ist unmöglich. Lasst euch nicht von Zweifeln aufhalten, sondern macht einfach mal! Je verrückter die Ideen und Gedanken, desto besser. Mir selbst sagt man oft nach, ich sei eine „Macherin“, und ehrlich gesagt glaube ich auch, dass mich das dahin gebraucht hat, wo ich heute stehe. Es braucht viel MUT und man muss die Dinge einfach TUN.