TSBG Family Interview Sabrina Ferner, Hotel Rosenhof Murau, HLT 2011
- Liebe Sabrina, wie bist du jetzt zu dem geworden was du jetzt bist? Was waren deine wichtigsten Karrierestationen?
Also ganz zu Anfang, war wohl die prägendste Zeit in Bad Gleichenberg & wohl die beste
Entscheidung meiner Jungend. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass meine Eltern mir dies ermöglichten.
Danach verschlug es mich nach London, wo ich mein British English verbessern konnte. (Ich war nämlich keine 1er Schülerin) Von London nach Wien zu Falstaff, Impacts Catering Solutions & zu seminargo.com.
Von der Stadt erstmals genug wollte ich unbedingt nach Zürs am Arlberg in DEN Zürserhof, der wohl ebenso prägend war, wie die Schulzeit in Bad Gleichenberg. – Covid-19 bedingt, mit fast 30 nach Hause!
- Was sind deine wichtigsten 3 ToDos?
Meine 3 wichtigsten ToDos haben wenig mit meiner Berufung zu tun, sondern eher mit der Familie. Denn auch wenn die Arbeit immer an erster Stelle steht, ist es doch mehr als wichtig sich selbst nicht darin zu verlieren.
- Was liebst du an deiner Arbeit am meisten?
Ich liebe es Menschen zu begeistern.
Das muss vom ersten Moment an passieren. Deswegen bin ich selbst an der Rezeption, denn das ist der Erste Eindruck den man hinterlässt & hier spürt man dann schon, ob man den Gast „abgeholt“ hat oder nicht.
Mit Kleinigkeiten große Freude zu bereiten – das ist das einfachste der Welt. Da muss man das Rad nicht unbedingt neu erfinden.
Wer freut sich nicht über eine kleine Aufmerksamkeit? – Genau dieses Lächeln mit einem kleinen Stück mehr Lebensfreude im Gesicht – das ist Gastfreundschaft.
- Das Hotel Rosenhof Murau ist ein Familienbetrieb in dem sich die Familienmitglieder einbringen und mitarbeiten. Das ist sicher nicht immer leicht. Wie ist das bei Euch organisiert? Werden die Entscheidungen gemeinsam getroffen, oder entscheidet jeder in seinem Bereich?
Genau – das ist definitiv nicht immer leicht. Man möchte meinen es sei eine schmale Gratwanderung mit vielen Steinen über die man leicht stolpert.
Aber die Balance macht es aus. Wir treffen all unsere Entscheidungen gemeinsam, sonst würde unser Betrieb nicht funktionieren. Dies ist genau der Crux – wo einige Betriebe keinen klaren Kopf bewahren, gerade in der Generationsübergabe.
Ich kann mich noch erinnern als Herr Gamperl uns unterrichtete und genau dies Ansprach. Er meinte, dass eine gute Übergabe mindestens 7 Jahre dauert um die genauen Geschäftsprozesse zu verstehen. Nun, wir sind mittlerweile im 4 Jahr. Alles braucht seine Zeit.
- Die aktuelle Wirtschaftslage macht die Führung eines Betriebes nicht gerade leicht, aber in jeder Krise liegen auch Möglichkeiten. Worin siehst du aktuell die größten Herausforderungen und wo die größten Chancen.
Die größte Herausforderung ist mittlerweile das Mitarbeitermarketing & nicht das Gästemarketing. Meine Mitarbeiter sind mein größtes Gut. Durch die Pandemie kehrten viele kompetente Mitarbeiter der Branche den Rücken.
Hier noch geschultes und vor allem Interessierte Mitarbeiter zu finden, ist dann doch die größte Herausforderung die es zu meistern gilt.
Mit Geld alleine kann man niemanden mehr zufriedenstellen. Dazu gehören so viele Komponenten. Aber das wichtigste ist, dass man für seine Mitarbeiter immer da sein kann, ihnen zuhört, versteht was sie beschäftigt. Das um und auf ist das Wunder der Wertschätzung, welche sie natürlich auch mehr als verdienen.
Ich bin optimistisch dass sich die Lage in 2 bis 5 Jahren beruhigt und die Leidenschaft der Menschen für diesen Wundervollen Beruf zurückkommt.
- Seit kurzem bist du auch das Weintestimonial für Lidl. Was sind genau deine Aufgaben und wie bist du dazu gekommen?
Seit August 2020 bin ich bei Lidl unter Vertrag. Meine Aufgaben sind sehr breit gefächert. Jedes Jahr im Februar haben wir beispielsweise die Verkostung und selektieren gemeinsam die Weine die dann in den über 250 Lidl Filialen in den Regalen landen. Ich darf das wundervolle Team dahingehend unterstützen.
Dazu kommen noch Tonaufnahmen, TV Aufnahmen & Weinempfehlungen der Selektion sowie Käse & Wein Pairings, die man dann in den Flugblättern lesen kann.
Das Magazin Falstaff brachte dazu noch jedes Monat einen Beitrag darüber. War eine total wundervolle und anfänglich auch befremdliche Situation vor der Kamera zu stehen, vor allem weil ich es bereits zu Schulzeiten hasste ein Referat zu halten.
Dazu gekommen bin ich durch einen guten Freund über Gottardi & Partner, der mich auf der WIFI auch ausgebildet hat und den Kontakt herstellte, weil er fand, ich sei wie gemacht dafür.
- Was fasziniert dich am meisten an der Materie Wein? Hast du bereits am Campus deine Weinliebe entdeckt? Was trinkst du selber am liebsten?
Am meisten faszinierend finde ich, das jeder Wein seine eigene Geschichte erzählt vom Anfang des Rebstockes bis über das Fingerspitzengefühl des Winzers der den Wein Körper & Seele verleiht. Sowie die Faszination das richtige Glas dazu zu finden. In Kombination mit einem wundervollen Menü – Weltklasse!
Natürlich absolvierte ich die Zusatzausbildung des Jung-Sommeliers, ehrlicherweise aber nur um der Studierstunde zu entkommen & dabei etwas gutes zu Verkosten. Somit war dann auch gleich die Leidenschaft da!
Schwierig zu sagen was ich am liebsten trinke. Es ist immer sehr tagesabhängig bzw. stimmungsabhängig, welcher Wein gerade passt. Allerdings präferiere ich derzeit eher vollmundige und rassige Rotweine mit feinen Aromen und vor allem strengen Tanninen. Der Wein darf dann schon Komplex sein.
- Am besten lernt man bekanntlich aus den Fehlern und den Erfolgen anderer. Hast du für unsere TSBG Family ein Beispiel für deine persönlichen Karriere DO und Don‘ts?
Da hätte ich einige Beispiele. Ich durfte nämlich einige Erfahrungen machen, wie es nicht funktioniert. Bei meinen ersten Jobs habe ich mich weit unter meinen Wert verkauft und wurde somit gleich ausgenutzt durch meine Gutmütigkeit und Naivität vieles zu glauben.
Denn jemand der diese Schule erfolgreich absolviert hat, sollte immer wissen, dass einem die Welt offen steht und man alles erreichen kann was man möchte. Die Visitenkarte für die Welt eben!
Vor allem sollte man aber niemals aufgeben und an sich selbst glauben, sich täglich neu motivieren. Mit einer gewissen Leichtigkeit geht einiges gleich viel schneller von der Hand, als sich auf etwas verkrampft zu fokussieren.
Wichtig ist einige Mentoren zu haben, mit denen man über gewisse Schritte sprechen kann. Die einen fördern, aber auch ehrlicherweise sagen, wie man es vielleicht nicht machen sollte.
Sucht euch jemand Besonderen aus, stellt eine Verbindung her & pflegt diese Freundschaft.
Ich habe beispielsweise einen meiner Mentoren im Berufsbegleitenden Studium gefunden, den ich heute immer noch anrufen kann & der mich maßgeblich bei meinen zukünftigen Plänen unterstützt.
Wenn mal Zeit ist, hört euch den Zukunftsforscher Herrn Mag. Andreas Reiter bei einem Vortrag an. Andreas hat mir immer wieder die selbe Frage gestellt. Die Frage wirkt Wunder vor großen Entscheidungen des Lebens.
Ich stelle sie mir nach wie vor: „Willst du den leichten Weg einschlagen oder willst du den richtigen Weg gehen?“
Aber am allerwichtigsten ist es authentisch zu bleiben, auf sich und die Familie zu achten wie auf ein rohes Ei.