Absolvent Ralph Liebing ist Geschäftsführer von taorganics (www.taorganics.com) und setzt sich mit Herzblut für die Verbesserung der Bedingungen von Kleinbauern in Afrika ein. Wie er das macht, und wie er dazu gekommen ist, dazu wurde er von den Mädels des Projekts Nachhaltigkeit für deren Podcast interviewt.
Erzählen Sie uns etwas über sich!
Ich glaube dafür reicht die Zeit nicht, aber 1972 habe ich die Hotelfachschule in Gleichenberg abgeschlossen und war dann daran eine Karriere im internationalen Hoteltourismus zu starten. Meine Augen und Ohren waren dann letztendlich doch zu offen, um Dinge zu sehen, für die ich mich interessieren. Weshalb ich mich dann für einen anderen Beruf entschieden habe.
Ich habe mich in der Hotellerie immer wieder über Wasser gehalten, um einen neuen Weg zu beschreiten. 10 Jahre nach meinem Abgang in Gleichenberg hatte ich mei
ne ersten Kontakte zur Biolandwirtschaft. Dann habe ich Ausbildungen gemacht, habe ein Faible für den afrikanischen Kontinent entwickelt. Im fortgeschrittenen Alter hatte ich erstmals die Möglichkeit auch beruflich in Afrika zu arbeiten für die UNIDO (United Nations Industrial Development Organization). Ich wurde aus einem Expertenpool herausgefiltert für ein Projekt in Tansania, für das man versucht hat, mit Hilfe der UNIDO lokal verarbeitete Produkte in die gehobene Hotellerie zu bringen.
Das war mein beruflicher Einstieg als Markt- und Produktentwickler für Bioprodukte. Dieses Pilot-Projekt in Tansania war so erfolgreich, dass es in die Projektangebote der UNIDO aufgenommen wurde und verschiedene Länder, die so etwas gerne hätten, auf die UNIDO zukommen können.
Nachdem anfänglich im Jahr 2015 in den regionalen Hotels überhaupt keine lokalen Produkte angeboten wurden, war es meine größte Freude zu erleben, dass sich dies langsa
m geändert hat und es dann selbst im Flughafenrestaurant regionales Ketchup gab. Es erfüllt einem dann natürlich schon mit Stolz, wenn man sieht, dass das Projekt, dass mit der Betreuung von drei Hotels in der technischen Umsetzung und im Marketing begonnen hat, wirklich Wurzeln schlägt.
Sie versuchen also Bioprodukte überall hinzubringen?
Naja, das war jetzt nicht speziell bio, aber dieser Bio-Gedanke schwingt schon mit. Vor allem, weil es in den Ländern des Südens unzählige Kleinbauern gibt, und die großen Konzerne versuchen, die konventionelle Landwirtschaft mit Kunstdünger und chemischen Sprays zu pushen. Letztendlich können sich das die Kleinbauern aber nicht einmal leisten.
Deswegen geht der Fokus dahin, dass man diese organisiert und schult und deren Produkte auch soweit marktfähig macht, dass man sie auch als zertifizierte Bio-Produkte in Tansania verkaufen kann, und die Hotels auch Interesse daran zeigen. Das ist das neue Projekt, das ich gerade beginne.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, von Ihrem früheren Berufszweig in diesen Umzusteigen?
Das war kein „Umsteigen“ in dem Sinne, das eine hat einfach zum anderen geführt
. Ich habe zum Beispiel Anfang der 90er Jahre in einem vom AMS finanziertes Projekt in Österreich gearbeitet, wo Langzeitarbeitslose wieder lernten zu arbeiten: also diese grundlegende Arbeitsethik, wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Da haben wir zum Beispiel gebrauchte Maschinen restauriert und nach Afrika geschickt. So bin ich so langsam in die Entwicklungszusammenarbeits-Szene gekommen.
So hat eines das andere ergeben: ein großes Projekt in Simbabwe, wo wir eine ganz Lehrlingsarbeitsstätte mit Maschinen aus der ehemaligen DDR ausgestattet haben.
Ich lernte immer wieder Leute kennen, und letztendlich, wollten die österreichischen Bio-Läden Mitte der 90er einen Verband gründen und suchten dafür einen Geschäftsführer. Ich habe mich beworben, und so ist mir der Einstieg in diese Szene in der „Bio-Pionierzeit“ geglückt.
Also sind Sie sozusagen ein Verantwortlicher dafür, dass der Bio-Boom ausgelöst wurde?
Nein, verantwortlich überhaupt nicht. Ich war ein kleines Rad in einer großen Maschine von Pionieren, die vor allem aus der Bauernschaft gekommen sind. Ich habe eben meinen Beitrag geleistet, indem ich die Bio-Läden, nachdem die großen Supermarktketten sie mit Marken wie Ja-natürlich unter Druck gesetzt haben, unterstützt habe.