Niemand in unserem Land konnte oder wollte sich vorstellen, dass wir mitten in Europa wieder einen Krieg erleben werden. Kriege und das damit verbundene Leid waren in der Regel immer weit weg von unserem schönen Heimatland. Mit einer Ausnahme, am Ende des letzten Jahrtausends, die sogenannten Jugoslawienkriege (1991 – 2001), auch direkt an unser Landesgrenze.
Seit dem 24. Februar 2022 erleben wir einen großangelegten Angriffskrieg der russischen Föderation in der Ukraine. Trotz der bedrohlichen Vorzeichen wollten wir vorab einfach nicht glauben, dass es soweit kommen könnte. Betroffen war wie immer natürlich die Zivilbevölkerung. Kinder, Jugendliche und Frauen mussten de facto über Nacht ihre Heimat verlassen um weiter in Sicherheit zu leben. Was das bedeutet wissen im besten Fall noch unsere Groß- bzw. Urgroßeltern. Als Ausbildungsort und Gastgeber vieler internationaler Schüler/innen und Studierender war es für uns klar, dass wir hier Hilfe leisten müssen. Helfen kann man auf unterschiedlichste Art, wir haben uns für eine rasche Hilfe vor Ort entschieden. Innerhalber der letzten zehn Jahre durften wir mehr als fünfzig Schüler/innen und Studierende aus den kriegführenden Ländern beherbergen und ausbilden. Sehr viele haben nach der Ausbildung eine erfolgreiche Karriere im Tourismus oder in anderen Branchen gestartet. Unsere Entscheidung Hilfe zu leisten wurde schnell und unbürokratisch getroffen, hier Danke ich unseren Eigentümervertretern sowie den Eltern unserer Schüler/innen. Nach Gesprächen mit unterschiedlichen anerkannten Trägerorganisationen (Caritas, Diakonie) war es für uns klar, dass wir das Hilfsprojekt selbst durchführen werden.
Nach sehr kurzen Vorbereitungszeit war es dann so weit, Anfang März konnten wir die ersten Schutzsuchenden am Campus in Bad Gleichenberg begrüßen. Es handelte sich um Bekannte und Verwandte unserer ukrainischen Schüler/innen. Unsere fünfzig Plätze im Haus Venedig (die Obergrenze wurde von der Behörde festgelegt) waren innerhalb einer Woche belegt. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an das gesamte Team der Tourismusschulen (Verwaltung, Technik, Versorgung, Service, Pädagogik), sehr viele Probleme mussten rasch und sehr oft unkonventionell gelöst werden. Auch bedanken möchten wir uns beim Team vom Sozialverein Willa (Marianne Müller Triebl) und den vielen Spenden (siehe dazu die Liste im Anhang) für unsere Schutzsuchenden.
Jetzt sind unsere schutzsuchenden Gäste schon fast drei Monate am Campus und haben sich den Umständen entsprechend gut eingelebt. Von Montag bis Freitag werden unsere Gäste am Campus mitversorgt, am Wochenende wird mit unseren Studierenden in der Lehrküche 4 gekocht. Zwischenzeitlich sind wir jetzt mehr als nur eine Campusschule. Wir sind Gastgeber, beherbergen eine Kinderspielgruppe, eine Sprachunterrichtsgruppe und bieten unseren Gästen Schutz und Sicherheit. Einige Jugendliche besuchen unser Privatgymnasium und die Tourismusschulen. Auch unsere Kollegen/innen der Volks- und Mittelschule Bad Gleichenberg unterrichten ukrainische Jugendliche. Trotz Krieg in der Heimat funktioniert das Bildungsangebot in der Ukraine noch immer erstaunlich gut. Sehr viele Jugendliche werden über ZOOM oder MS Teams in den Unterricht eingebunden und mit Lernmaterial versorgt. Wirklich beachtlich, wenn man an die aktuellen Bilder aus der Ukraine denkt.
Die positiven Aspekte unserer humanitären Hilfe sind schnell aufgezählt. Gastlichkeit sollte nicht nur gelehrt sondern muss auch gelebt werden. Die interkulturellen Erfahrungen am Campus möchten wir aus Touristiker nicht missen. Ein geteiltes Leid ist eventuell ein halbes Leid. Der Kontakt zu unseren Absolventen/innen aus den betroffenen Ländern hat sich durch unser Aktion wieder intensiviert. Wir konnten am Campus zeigen, dass Menschen aus der Ukraine, Weißrussland und Russland ohne Probleme zusammenleben können. Die Menschen aus diesen Ländern wollen keinen Krieg!
Wir bedanken uns ganz besonders bei folgenden Firmen, Einzelpersonen und Organisationen:
Für Geldspenden:
Pannonia GmbH (Familie Rarej), Kameradschaft vom Edelweiß (beim Obmann und beim Vorstand), Hotel Allmer (Frau Petra Pfeiler), Familie Mag. Sabine Heydarfadai, Familie Gerald Resch, Dr. Rudolf Albrecht, Familie Christian und Doris Hagmüller, Familie Maria Pein, Golfclub Bad Gleichenberg (Werner Jogl)
Für Sach- und Zeitspenden:
Genser Reisen (Jürgen Genser), Elektro Lugitsch (Werner Lugitsch), Dr. Zarfl, KR Werner Frömmel, Tischlerei Bernhard Lenz, Mag. Birgit Semlitsch, Frau KR Renate Remta, Familie Bernd Pfandl, Firma Kastner, Firma Meinl, Firma Grapos, Familie Felber, Familie Willibald und Natalia Harkamp