Die Privatschulen Bad Gleichenberg haben in den Tourismusschulen 2012 einheitliche Schulkleidung eingeführt. Mittlerweile ist sie nicht mehr vom Campus wegzudenken. Doch gab es auch schon davor Kleidervorschriften für den Schulbesuch.
Weshalb liegt gerade in einer Tourismusausbildung klar auf der Hand. Es geht ums Learning by Doing, denn in Geschäftsleben der Tourismusbranche sind Uniformen und das Tragen von Businesskleidung Alltag. Und das will auch gelernt werden.
2020 wurde das Wirtschaftskundliche Privatgymnasium am Schulcampus eröffnet und bereichert seitdem unsere bunte Privatschulgemeinschaft. Auch dort tragen die Schülerinnen und Schüler Schulkleidung. Einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung hat Mag. Isabel Tropper-Hölzl von dem Gleichenberger Modehaus Hufnagl geleistet, die auch Mutter eines Gymnasiasten ist.
Liebe Frau Tropper-Hölzl, Schulkleidung zu tragen ist in Österreich alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Worin sehen Sie die Vorteile von Schulkleidung und hatte ihr Modehaus irgendwann davor einen vergleichbaren Auftrag?
Liebes Wellingtonia-Team, danke für die Möglichkeit, in dieser Schulzeitung einige Infos weiterzugeben. Den Vorteil der Schulkleidung sehe ich ganz klar darin, dass alle Schüler gleich sind und Themen wie „man trägt die falsche Marke, um cool zu sein“ oder jemand wird aufgrund der Kleidung ausgegrenzt oder bevorzugt, sind hinfällig.
Als Mutter eines Schülers sehe ich den Vorteil darin, dass wir – zumal ich auch einen Buben habe – sehr wenig zusätzliches Gewand im Jahr brauchen. Wahrscheinlich ist es bei Mädchen trotzdem etwas mehr, dennoch glaube ich auch, dass insgesamt weniger Geld für Bekleidung der Kinder ausgegeben werden muss.
Da Hufnagl mittlerweile seit mehr als 50 Jahren im Bereich der Mode tätig ist, hatten wir vor vielen Jahren schon Erfahrung mit Schulbekleidung im Rahmen der Tourismusschule und auch bei der Zusammenarbeit mit der LBS Bad Gleichenberg wurde immer wieder etwas für Wettbewerbe oder für die Schulkleidung benötigt.
Wenn es um Mode geht, sind sie eine Expertin. Welche Parameter muss Schulkleidung erfüllen, um von Schülerinnen und Schüler gerne getragen zu werden?
Bequem, lässig, angenehme Qualität und modischer Schnitt.
Wie viel Mitspracherecht sollten die Schülerinnen und Schüler dabeihaben?
Das ist eine Entscheidung der Schule, dazu kann ich nichts sagen. Sollte eine Schulkleidung absolut unpassend sein, ist sicher ein Veto der SchülerInnen wichtig, aber ich glaube, dass diese Entscheidung nicht in den Händen der SchülerInnen liegen kann.
Gemeinsam mit Schulleiter Peter Kospach haben Sie vor der Eröffnung des Privatgymnasiums den Stil und die Art der Schulkleidung für unser Gymnasium entwickelt. Was war damals besonders wichtig und mit welchen Herausforderungen waren sie konfrontiert?
Im Fall vom Privatgymnasium war beim Start der Schule stark die Meinung der Kinder und Eltern bei der Auswahl der Schulkleidung ausschlaggebend. Daher hat die Unterstufe meiner Meinung nach die perfekte Schulkleidung, die Kinder lieben. Sweatware – in unserem Fall die Hoodies und Sweatwesten – sind perfekt für den Schulalltag und vor allem bequem. Dass Mädchen zusätzlich zu den Hosen auch zwei Arten von Röcken angeboten werden, ist auch nicht üblich. Im Fall vom Gymnasium ist die Schulbekleidung sehr umfangreich und man kann die Teile sehr unterschiedlich miteinander kombinieren. Die Erfahrung der ersten 3 Jahre hat aber gezeigt, dass in der Unterstufe die Strickteile nicht so geliebt werden wie schon vorhin erwähnt die Sweat-Oberteile.
Einen Hersteller für Schulkleidung zu finden, ist sehr schwierig, da viele hohe Qualitäts-Standard über Jahre, im besten Fall Jahrzehnte gehalten werden müssen. Wir sind sehr froh, dass wir einen Lieferanten gefunden haben, der seit vielen Jahrzehnten Schulkleidung für etliche Privatschulen in Deutschland und Österreich produziert. Diese Erfahrung und der persönliche Austausch mit dem Hersteller ist heute in der Branche nicht mehr selbstverständlich. Die größte Herausforderung waren am Anfang vor allem die unglaublichen Größenunterschiede der Kinder in einer Klasse – von Kindergröße 128 bis hin zu Erwachsenengrößen wurde alles gebraucht.
Im kommenden Jahr wird die Oberstufe unseres Privatgymnasiums eröffnet. Welche Anforderungen muss die geplante neue Schulkleidung der Oberstufe erfüllen und was ist ihnen persönlich bei der Umsetzung besonders wichtig?
Die Oberstufenschüler sollten sich von der Unterstufe abheben, das war von Anfang an ein klar definiertes Ziel von Peter Kospach, das ich auch unterstütze. Bei der Umsetzung dessen ist für mich nur die größte Herausforderung, dass wir jetzt tatsächlich in die Erwachsenengrößen kommen und hier neue Lieferanten finden müssen, die passend zur Unterstufe Ware anbieten. Und das nicht nur für ein oder zwei Saisonen (zwei Saisonen sind in der Modebranche 1 Jahr).
Wir haben uns daher entschlossen, in der 5. Klasse einen sanften Übergang zu wählen, indem die Jugendlichen, die aus der Unterstufe kommen, in den Kreativfächern oder bei Turnen nach wie vor das gewohnte Polo und die Sweatware tragen können, allerdings im normalen Schulalltag das Hemd bzw. die Bluse mit der Strickware dominieren soll. In der 6. Klasse kommt dann ein Blazer bzw. ein Sakko dazu, das verpflichtend bei 4-6 Anlässen im Schuljahr getragen werden muss, ansonsten aber auch jeden Tag getragen werden darf.
Abschließend noch eine persönliche Frage, hätten Sie zu ihrer Schulzeit gerne Schulkleidung getragen?
Ich muss gestehen, diese Frage habe ich mir nie gestellt, weil sie nicht einmal im Ansatz Thema war. Daher kann ich das leider nicht beantworten.
Vielen Dank für das Interview!