Ein besonderes Merkmal der österreichischen Tourismusbranche ist, dass die Mehrzahl der österreichischen Betriebe Familienbetriebe sind – da gibt es dann den Seniorchef und die Seniorchefin und die Juniorgeneration mit dem Juniorchef und der Juniorchefin. Sie alle haben ihren Platz und ihre Funktion.
Jeder für sich ist ein wichtiges Zahnrad, welches das „Werkl“ am Laufen hält, der mit den eigenen Talenten und Stärken zum unternehmerischen Erfolg beiträgt. Und in diesem Zusammenspiel von Generationen, wächst die nächste Generation heran und bekommt von Anfang an mit, was es heißt, Teil eines Familienbetriebes zu sein. In unserer 75-jährigen Schulgeschichte, durften wir schon mehrere Generationen von Gastgeber-Familien ausbilden und ihnen den theoretischen Grundstock liefern, den sie dann nach dem einen oder anderen Internship im Familienunternehmen erfolgreich angewendet haben und es noch immer tun. In dieser Ausgabe holen wir die Familie Sattler vom Sattlerhof aus Gamlitz vor den Vorhang:
Alles hat eine Herkunft, einen Ursprung. Wer bei all dem, was man tut, nie vergisst, wo man herkommt, wird hoch und weit wachsen können. Wilhelm Sattler Senior hat das verstanden, als er 1966 erstmalig begann naturbelassene Weine zu produzieren, sprich ohne Restzucker, Aufbesserung oder Ansäuerung. Weine deren Charakter ihre Herkunft widerspiegelten.
Und auch wenn er für diese neue Art des Weinmachens vieler Ort anfänglich belächelt wurde, ließ er sich nicht beirren. Die Zeit und die stätige Veränderung sollten auf seiner Seite sein.
Der Ried Pfarrweingarten wurde bereits im vor 300 Jahren in historischen Karten verzeichnet. Als sich für Wilhelm Sattler Senior die Möglichkeit auftat diesen vom Gamlitzer Pfarrer zu übernehmen, nutzte er die Gunst der Stunde. Er begann ihn zu rekultivieren, um die Basis für eine der besten Steirischen Weinlagen zu schaffen. 1977 erreichten dann die Reben ein Alter um am Etikett den Zusatz „Wachstum Pfarrweingarten“ anzuführen.
1990 ließ Hannes Sattler, dessen Herz für das Kochen schlug, seinen Traum wahr werden und eröffnete am Weinhof ein kleines feines Restaurant, erbaut mit den eigenen Händen und der Hilfe seines Vaters Wilhelm Senior und seiner Brüder Thomas und Willi.
Man sagt Exzellenz wohnt immer nah an großer Leidenschaft. Aus diesem Grund wurde dem Sattlerhof innerhalb eines Jahres die erste Haube vom Gault Millau verliehen, was die kleine, feine Gaststätte zum ersten Haubenrestaurant der Steiermark werden ließ.
Und weil man sich dort betten soll, wo man gut isst, beschlossen die Sattlers 1991 für ihre zum Teil weit angereisten Gäste ein Hotel zu errichten. Die Ursprungsidee und die konzeptionelle Umsetzung lag, wie auch schon bei allen früheren Unternehmensprojekten ganz in den Händen der Familie. Die Vision war: klein, stilvoll und schön.
1994 folgte dann mit Pool und Sauna eine Hotelerweiterung, übrigens zur damaligen Zeit der erste Betrieb der Südsteiermark mit hauseigenen Schwimmbecken.
2000 wurde das gemütliche Landhaus mit seinen großzügigen Zimmern und Suiten, inklusive Traumausblick auf die südsteirischen Weinberge versteht sich, eröffnet. Hannes Sattlers kleines Haubenrestaurant bekam mit dem Wirtshaus im selben Jahr noch einen Schwesterbetrieb, dessen große Beliebtheit ungebrochen bis heute anhält. Das Ziel war, das kulinarische Angebot um eine gute, regionale und bodenständige Tagesküche zu erweitern.
Regionalität und Ursprünglichkeit, die man schmecken soll, waren bereits für Wilhelm Sattler Senior die Triebfeder, seinen Wein auf seine eigene Weise herzustellen. 2015 wurde dieser Gedanke um eine weitere Dimension erweitert – nämlich um den hauseigenen Gemüseanbau. Unter dem Motto – hier wächst ihre Beilage – wurden ein Gewächshaus und Hochbeete angelegt, der Output kann sich sehen lassen, nämlich auf den Tellern der Gäste.
2019 wurden die Bemühungen des Sattlerhof-Teams und die Vision der Familie nachhaltiger Weiterentwicklung sowie deren Streben nach höchster Qualität mit 3 Hauben im Gault Millau belohnt.
Über die Jahre wurde die Familie Sattler größer, und nach Jahren des Lernens haben die Kinder von Hannes und Willi Sattler größtenteils das Zepter übernommen.
Markus Sattler, seines Zeichens TSBG Absolvent, ist für den gesamten Küchenbereich, die Hygiene, die Bestellungen und die Buchhaltung zuständig.
Seine Schwester Anna Sattler ist ebenfalls TSBG-Absolventin. Ihr Reich ist der Servicebereich. Aber Anna ist nicht nur die erste Gastgeberin, sie überblickt auch die Rezeption, das Housekeeping, das Marketing, die Personalabteilung und die Koordination von Veranstaltungen.
Unterstützt werden die Beiden von Annas Verlobten Thomas Ferrand, der ursprünglich aus Frankreich kommt und Sommelier mit Leib und Seele ist, sowie von Janja, der Lebensgefährtin von Markus Sattler, die die Wirtshauschefin ist.
Papa Hannes Sattler hat sich weitgehendst aus dem operativen Bereich zurückgezogen und kümmert sich um Organisatorisches, das Budget und das neueste Bauprojekt des Sattlerhofes. Hannes Sattler hat die Tourismusschulen tatkräftig im Elternverein unterstützet und war von 2012 bis 2016 TSBG-Elternvereinsobmann.
Willi Sattler, Onkel von Anna und Markus hat sich aus Weinkeller und Weingarten zurückgezogen, seine Frau Maria führt das Büro. Deren Söhne Alexander und Andreas sowie dessen Frau Juste leiten die Geschicke des Weingutes in Keller, Verkauf, Marketing und im Weingarten.
Das Streben nach Verbesserung und die Leidenschaft für das eigenen Tun und Schaffen hat die Familie nach wie vor fest im Griff und wird auch in Zukunft für Gutes und Feines aus dem Hause Sattler sorgen, in dieser und wohl auch in den kommenden Generationen.
Anna Sattler, HLT 2014: Für mich waren es die schönsten Jahre meines Lebens – die Freundschaften die ich dort geschlossen habe dauern noch immer an.
Außerdem hat mir die Schule Türen in der ganzen Welt geöffnet.
Und ja die vielen langen Abende im Kinocafe fühlen sich an als ob es gestern gewesen wäre.
Markus Sattler, HLT 2016: Hoch lebe das Kinocafe. Eine unvergessliche lustige Zeit im Internat und der Schule.